Kindheit und erstes Schaffen
1901–1919
1901 wird Alberto Giacometti in Borgonovo im Bergell als erstes Kind von Annetta und dem bekannten postimpressionistischen Maler Giovanni Giacometti geboren. Seinen Kindern ermöglicht Giovanni den freien Zugang zu seinem Atelier und stellt ihnen alle notwendigen Mittel zur Verfügung, um ihre Kreativität zu fördern.
Sehr früh zeigt sich Alberto Giacomettis zeichnerisches Talent. Seine ersten Arbeiten sind Bleistift- oder Farbstiftzeichnungen, in denen er Bibelszenen, Porträts von Familienangehörigen sowie Ansichten vom Bergell wiedergibt.
1914 gestaltet er in der Modelliermasse Plastilin ein Porträt seines Bruders. Sie bleibt als erste Plastik erhalten (siehe GS 281). Ab dem Herbst besucht er die Evangelische Sekundarschule in Schiers, die ihm einen kleinen Raum als Atelier zur Verfügung stellt. Es entstehen Skulpturen von seinen Schulkameraden; einige dieser Arbeiten bewahrt Giacometti sein Leben lang auf. Schon früh studiert Giacometti das Werk Ferdinand Hodlers, Paul Cézannes und Paul Gauguins; in den Schulferien erteilt ihm sein Vater weiterhin Unterricht.
Fast aus jedem Jahr von Giacomettis Kindheit sind Farb- und Bleistiftzeichnungen überliefert, die er seinem Paten Cuno Amiet schickt. Sorgfältige Kopien alter Meister zeugen früh von seinem intensiven Studium der Kunstbücher seines Vaters.
1915 malt Giacometti sein erstes Ölbild, ein Apfelstillleben auf einem Klapptisch. Im April 1919 beschliesst er, Schiers ohne Schulabschluss zu verlassen, und kehrt nach Stampa zurück, um als Künstler an der Seite seines Vaters zu arbeiten. Ab September 1919 lebt Giacometti sechs Monate lang in Genf, wo er für kurze Zeit die École des Beaux-Arts besucht.